Thomas Öchsner hat heute (3. Dezember 2016) einen sehr guten Artikel in der Süddeutschen Zeitung über die Rente. Seine zehn Wahrheiten über die Rente sind alle richtig. Allerdings hätte Herr Öchsner die Konsequenzen aus einigen seiner Beobachtungen klarer formulieren müssen.

  • Es ist richtig, dass nur das Rentenniveau sinkt, aber nicht die Rente selber

Herr Öchsner schreibt: “Sinkt das Rentenniveau also, zeigt dies lediglich, dass die Löhne stärker steigen als die Altersbezüge”. Das ist zwar richtig, aber springt zu kurz. Es vernachlässigt die Geldentwertung. Heute haben wir  zwar keine Inflation. Das ist aber eine historische Ausnahme. Außerdem wird Armut aus gutem Grund relativ gemessen. Im Vergleich zu einer armen Person in Bangladesh mag auch ein Sozialhilfeempfänger in Deutschland noch reich aussehen. Das ist aber nicht der richtige Maßstab. Es ist also sehr wichtig, dass das Rentenniveau nicht immer weiter sinkt. Das heißt nicht, dass wir das Rentenniveau, koste es was es wolle, auf heutigem Niveau einfrieren sollten, wie die Gewerkschaften es fordern. Aber eine gewisse Haltelinie sollten wir sehr wohl anstreben.

  • Altersarmut nimmt zu

Herr Öchsner schreibt: “Selbst einer, der 11,60 Euro pro Stunde verdient, (…), wird als Rentner zum Sozialamt gehen müssen.”
Das ist leider die traurige Wahrheit. Eigentlich müsste man noch hinzufügen, dass man noch viel mehr Geld verdienen muss, wenn man es nicht schafft, 45 Jahre lang durchgehend zu arbeiten. Und man müsste darauf hinweisen, dass mehr als ein Viertel aller Beschäftigten weniger als 11,60 Euro verdient. Und dass diese Personen daher völlig umsonst Rentenversicherungsbeiträge zahlen. Und dass die staatliche Grundsicherung eine Form von bedürftigkeitsgeprüfter und damit entwürdigender Sozialhilfe ist. Und dass deshalb der folgende Punkt von Herrn Öchsner nicht stimmt:

  • Riester-Rente kann sich lohnen

Natürlich kann sich Riester lohnen. Aber nicht für die Personen, die Herr Öchsner besonders hervorhebt: “Das lohnt sich vor allem für Kinderreiche und Geringverdiener”. Menschen, die viele Kinder haben, arbeiten in der Regel nicht 45 Jahre. Deshalb fallen sie besonders oft in die Grundsicherung. Und Menschen, die wenig verdienen (siehe vorheriger Punkt), müssen im Alter Grundsicherung beantragen. Die Riester Rente wird allerdings auf die Grundsicherung angerechnet. Das heißt, sie wird von der Grundsicherung vollständig abgezogen. Man könnte auch sagen, sie wird staatlich konfisziert. Sie sparen also völlig umsonst. Ihnen vorzugaukeln, dass sich für sie Riester lohnen würde, ist daher meiner Meinung nach nicht nur falsch, sondern unfair den Menschen gegenüber, die von ihrem geringem Einkommen ein wenig zurücklegen, im Vertrauen darauf, dass es ihnen dann im Alter besser geht.

Die letzten Punkte zeigen also, dass auch Menschen mit niedrigen Einkommen unbedingt eine echte Rente bekommen müssen, so wie von uns Grünen gefordert, und keine Form der Sozialhilfe – ob sie nun Grundsicherung genannt wird oder Solidar-“Rente”, wie bei Frau Nahles.

Die vollständigen zehn Wahrheiten von Herrn Öchsner sind wie folgt:

  1. Die Rente sinkt nicht
  2. Das Rentenniveau sinkt
  3. Altersarmut nimmt zu
  4. Der Osten ist nicht benachteiligt
  5. Mehr Rente bringt nicht mehr Kinder
  6. Riester-Rente kann sich lohnen
  7. Zuwanderung löst nicht alle Probleme
  8. Mit den Beamten wird nicht alles besser
  9. Die Deutschen müssen länger arbeiten
  10. Die Jüngeren sind schlechter dran

Auch zu den anderen Punkten würde ich teilweise nuancierter argumentieren. Zum Beispiel löst Zuwanderung sehr wohl viele Probleme, wohingegen das längere Arbeiten nicht so einfach ist. Aber grundsätzlich sind die Punkte sehr richtig. Leider vor allem der letzte: den jüngeren fehlt die politische Lobby.


 

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